Biographien – Erich Fried Tage 2017

© Gaby Gerster

Zsuzsa Bánk, geboren 1965 in Frankfurt/Main. Als Tochter ungarischer Eltern, die nach dem Ungarnaufstand 1956 in den Westen geflohen waren, wuchs Bánk zweisprachig auf. Sie arbeitete zunächst als Buchhändlerin und studierte anschließend in Mainz und Washington Publizistik, Politikwissenschaft und Literatur. Seit 2000 ist Zsuzsa Bánk freie Schriftstellerin mit Wohnsitz in Frankfurt am Main. Für ihren ersten Roman Der Schwimmer (2002) wurde sie mit dem aspekte-Literaturpreis, dem Deutschen Bücherpreis, dem Jürgen-Ponto-Preis, dem Mara-Cassens-Preis sowie dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ausgezeichnet. Es folgten der Erzählband Heißester Sommer (2005), der Roman Die hellen Tage (2011) und zuletzt 2017 der Briefroman Schlafen werden wir später.

© DigiDaan

Saskia Boddeke, geb. in Castricum / NL, ist eine holländische Multimedia-Künstlerin und Regisseurin. In den letzten zwei Jahrzenten entwickelte sie eine künstlerische Ästhtetik, eine eigene Kunstsprache, die Bildprojektionen, anspruchsvolle Computerprogramme und virtuelle Welten (Second Life) inkludiert. Ihre international gezeigten und vielfach ausgezeichneten Rauminstallationen und Performances sind fein abgestimmte Kompositonen aus Sound, Licht, Gerüchen und Projektionen, wie etwa Gehorsam. Eine Installation in 15 Räumen, eine Gemeinschaftsarbeit mit ihrem Mann Peter Greenaway für das Jüdische Museum in Berlin im Jahr 2015. Im November 2017 stellt sie ihren Dokumentarfilm The Greenaway Alphabet auf dem Internationalen Dokumentarfilmfestival in Amsterdam vor. Die Präsentation im Filmcasino ist erst die zweite Filmstation.

© Emman Montalvan

Mark Z. Danielewski, geboren 1966 in New York. Sein im Jahre 2000 publizierter Debütroman House of Leaves (dt. Das Haus – House of Leaves, 2007) wurde zum internationalen Bestseller. Danielewskis literarisches Werk ist durch einen experimentellen Umgang mit Textformen charakterisiert. Der Autor bricht mit formaler und stilistischer Bravour die Konventionen zeitgenössischen Erzählens. So benutzt er vielschichtig miteinander verwobene Erzählebenen, die er mit typografischen Variationen und unterschiedlichem Seitenlayout kombiniert.
Im Mai 2015 erschienen die ersten beiden Bände von The Familiar bei Pantheon Books in den USA – ein auf insgesamt 27 Bände angelegtes Buchprojekt. 

© privat

Ulrike Draesner, geboren 1962 in München, ist Romanautorin, Lyrikerin und Essayistin. Sie studierte in England und Deutschland. Ihre erste Veröffentlichung, der Gedichtband gedächtnisschleifen, erschien 1995. Weitere Gedichtbände, Bände mit Erzählungen und Romane folgten, zuletzt Sieben Sprünge vom Rand der Welt (Roman, 2014), subsong (Gedichte, 2014) und Mein Hiddensee (2015). Übersetzungen aus dem Englischen und Französischen ergänzen ihr literarisches Werk ebenso wie die Realisierung intermedialer Projekte. Zuletzt wurde die Autorin mit dem orphil-Preis für Lyrik 2016 und dem Nicolas-Born-Preis 2016 ausgezeichnet. Ulrike Draesner lebt in Berlin und Oxford.

Oswald Egger, geboren 1963 in Lana/Südtirol. Von 1988 bis 1998 war er Herausgeber der Zeitschrift Der Prokurist sowie der edition per procura und von 1986 bis 1995 Veranstalter der Kulturtage Lana. Seine Prosa und Gedichte sind in zahlreiche Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet. Seit 2011 ist er Professor für Sprache und Gestalt an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. 2014 erhielt er das Villa-Massimo-Stipendium und den Outstanding Artist Award für Literatur, 2017 den Georg-Trakl-Preis für Lyrik.
Werke bei Suhrkamp zuletzt: Die ganze Zeit (2010), Euer Lenz (Prosa, 2013), Val di Non (2017).
Oswald Egger lebt auf der Raketenstation Hombroich, einem visionären Ort für Kunst, Kultur und Wissenschaft.

© Arne Rautenberg

Sylvia Geist, geboren 1963 in Berlin, schreibt Gedichte, erzählende Prosa und Essays. Als Übersetzerin veröffentlichte sie u. a. Gedichte von John Ashberry, Peter Gizzi und zeitgenössische Lyrik aus Südafrika.
Zuletzt erschien 2014 der Gedichtband Gordisches Paradies bei Hanser Berlin und 2015 bei Carl-Walter Kottnik das bibliophile Booklet umverkehrte zertrümmerung mit Collagen von Arne Rautenberg. Im Frühjahr 2018 kommt bei Hanser Berlin ihr neuer Gedichtband Fremde Felle heraus. Sylvia Geist lebt und arbeitet in der Uckermark und in Vancouver.

© DigiDaan

Peter Greenaway, geboren 1942 in Newport in Wales, studierte Malerei und war einige Jahre als Filmcutter tätig. Nach mehreren Kurzfilmen legte er 1982 mit The Draughtsman's Contract (dt. Der Kontrakt des Zeichners) sein gefeiertes Spielfilmdebüt vor und erwarb sich in der Folge einen internationalen Ruf mit komplexen und allegorischen Filmkunstwerken wie A Zed and Two Noughts (1985, dt. Ein Z & zwei Nullen), The Belly of an Architect (1987, dt. Der Bauch des Architekten), Drowning by Numbers (1988, dt. Verschwörung der Frauen) oder The Cook, the Thief, His Wife and Her Lover (1989, dt. Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber). Die multimediale Schaffenskraft Greenaways findet in späteren Jahren vermehrt in digitalen Film- und Fernseh- sowie in Ausstellungs- und Opernprojekten ihren Ausdruck. Greenaway lebt in Amsterdam.
Filme zuletzt: Nightwatching (2007), Goltzius and the Pelican Company (2012), Eisenstein in Guanajuato (2015), in Postproduktion: Walking to Paris (geplanter Filmstart: Frühjahr 2018)

© privat

Hanif Kureishi, geboren 1954 als Sohn einer Engländerin und eines Pakistani in London.
Der frühe Durchbruch gelang mit zwei Drehbüchern zu den international erfolgreichen Spielfilmen My Beautiful Laundrette (dt. Mein wunderbarer Waschsalon, 1985) und Sammy and Rosie Get Laid (dt. Sammy und Rosie tun es, 1987) unter der Regie von Stephen Frears. Für sein Romandebüt The Buddha of Suburbia (1989, dt. Der Buddha aus der Vorstadt, Kindler, 1990) erhielt Kureishi den begehrten Whitbread Book Award. Sein Roman Intimacy (dt. Rastlose Nähe, Kindler, 1999) inspirierte den französischen Filmregisseur Patrice Chéreau zum gleichnamigen Filmdrama, das auf der Berlinale 2001 den Goldenen Bären als bester Film gewann. Zuletzt erschienen im S. Fischer Verlag die Romane Something to Tell You (2008, dt. Das sag ich dir, 2008), My Ear at His Heart (2004, dt. Mein Ohr an Deinem Herzen. Erinnerungen an meinen Vater, 2011), The Last Word (2014, dt. Das letzte Wort, 2015)

© Rosanna Graf

Sophia Kennedy, geboren 1989 in Baltimore, USA. Nachdem sie ihre Kindheit und Jugend in Maryland verbracht hatte, kam Kennedy nach Hamburg, um an der Hochschule für Bildende Künste Film zu studieren. Im Jahr 2013 veröffentlichte sie zusammen mit Erobique das Lied Angel Lagoon. Gemeinsam mit Helena Ratka gründete sie das elektronisch orientierte Duo Shari Vari. Im Januar 2017 brachte das Duo seine erste EP Life Should Be a Holiday heraus. Ihr Debütalbum nahm Sophia Kennedy zusammen mit Mense Reents auf. Es wurde 2017 auf dem Label Pampa Records von DJ Koze veröffentlicht. Sophia Kennedy lebt in Hamburg.

© Suhrkamp Verlag

Ulli Lust, geboren 1967 in Wien, studierte von 1999 bis 2004 an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.
2009 erschien der autobiografische Comic-Roman Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens im avant-Verlag, der in elf Sprachen übersetzt und vielfach, u. a. mit dem ICOM-Preis und dem Ignatz-Award – ausgezeichnet wurde. 2013 erschien die Graphic Novel Flughunde, eine Adaption des gleichnamigen Romans von Marcel Beyer im Suhrkamp Verlag. Im gleichen Jahr wurde Ulli Lust als Professorin für Zeichnung und Comic an die Hochschule Hannover berufen. Im Herbst 2017 veröffentlichte sie ihre neue Graphic Novel Wie ich versuchte, ein guter Mensch zu sein bei Suhrkamp.
Ulli Lust lebt und arbeitet seit 1995 in Berlin.

© Mirjam Unger

Clara Luzia ist der Künstlername der österreichischen Singer-Songwriterin Clara Luzia Maria Priemer-Humpel, geboren 1978 im niederösterreichischen Oberretzbach. 1999 begründete die Musikerin mit ihrer Schwester Veronika und Elisabeth Gettinger die Formation Alalie Lilt, die 2002 das rasch vergriffene Debütalbum Cyclopedia veröffentlichte. 2005 verließ Clara Luzia die Band, um sich ihrer Solokarriere zu widmen. Das Solodebüt Railroad Tracks erschien 2006 im eigens gegründeten Label Asinella Records.
Es folgten die erfolgreichen Alben Falling into Place (2011), We Are Fish (2013) oder Here’s To Nemesis (2015); zuletzt erschien im Juli 2017 die Single Mood Swing. Clara Luzia lebt in Wien.

© Katja Zimmermann

Tristan Marquardt, geboren 1987 in Göttingen, Lyriker und Literaturvermittler. Der Autor ist Mitglied des Berliner Lyrikkollektivs G13. Darüber hinaus engagiert er sich generell für eine breitere Wahrnehmung von Lyrik in der Öffentlichkeit. Seit 2012 kuratiert er die Lesereihe meine drei lyrischen ichs in München und ist Mitinitiator des Großen Tags der jungen Münchner Literatur sowie der Initiative Unabhängige Lesereihen. Sein literarisches Debüt das amortisiert sich nicht erschien 2013 bei kookbooks. 2017 gab er gemeinsam mit dem Lyriker Jan Wagner die Anthologie Unmögliche Liebe. Die Kunst des Minnesangs in neuen Übertragungen bei Hanser heraus. Tristan Marquardt lebt in München und Zürich.

© Yvonne Boehler

Peter von Matt, geboren 1937 in Luzern, lebt in der Nähe von Zürich. Der Autor war von 1976 bis 2002 Professor für Germanistik an der Universität Zürich. Er ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung Darmstadt, der Akademie der Künste Berlin und der Sächsischen Akademie der Künste. 2014 wurde Peter von Matt mit dem Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main ausgezeichnet. Bei Hanser erschienen zuletzt: Das Wilde und die Ordnung. Zur deutschen Literatur (2007), Wörterleuchten. Kleine Deutungen deutscher Gedichte (2009), Das Kalb vor der Gotthardpost. Zur Literatur und Politik der Schweiz (2012)

© Simon Law

Scott McCloud, geboren 1960 in Boston, USA, gilt als einer der führenden Comic-Theoretiker.
Als bahnbrechend sind die Sach-Comics Understanding Comics (dt. Comics richtig lesen, 1993), Reinventing Comics (dt. Comics neu erfinden, 2000) sowie Making Comics (Comics machen, 2006) zu nennen. McCloud ist zudem der Erfinder des 24-Stunden-Comics: eines Comics, der 24 Seiten umfasst und innerhalb von 24 Stunden komplett fertiggestellt werden muss. Weiters gilt er als einer der ersten, die das Potenzial des Internets als Medium für den Comic entdeckten. 2015 erschien der Comic-Roman The Sculptor (dt. Der Bildhauer).

© Linda B. Engelberth

Hanne Ørstavik, geboren 1969 in der Finnmark, im Norden Norwegens. 1994 erschien ihr Debütroman Hakk (dt. Schnitt). Der literarische Durchbruch kam 1997 mit dem Roman Kjærlighet (dt. Liebe, übers. v. Irina Hron, Karl Rauch, 2017). In den Folgejahren wurde ihr bislang 13 Romane umfassendes Œuvre mit den wichtigsten nationalen Preisen ausgezeichnet, u. a. 2004 mit dem renommierten Brageprisen für Presten (dt. Pastorin). Ørstaviks Bücher handeln von Liebe, von Einsamkeit und der vergeblichen Sehnsucht nach menschlicher Nähe. Werke zuletzt: Hyenene (dt. Hyänen, 2011), Det finnes en stor åpen plass i Bordeaux (dt. Es gibt da einen großen weiten Platz in Bordeaux, 2013), På terrassen i mørket (dt. Auf der Terrasse im Dunkeln, 2014)

© Alain Barbero

Judith Nika Pfeifer, geboren 1975, aufgewachsen in Wien und Oberösterreich, ist Kommunikations- und Sprachwissenschaftlerin, schreibt Lyrik, Prosa sowie szenische und radiofone Texte, u. a. für Ö1 Kunstradio-Radiokunst. Judith Nika Pfeifer ist auch bekannt für ihre transmedialen Kunstprojekte und Gemeinschaftsarbeiten in Wien, Berlin, Edinburgh, Montreal oder Rom. 2012 wurde die Autorin mit dem Reinhard-Priessnitz-Preis ausgezeichnet. Zuletzt erschienen: nichts ist wichtiger. ding kleines du (Mitter, 2012), zwischen. Prosa (Czernin 2014), manchmal passiert auch minutenlang gar nichts (Berger, 2015), Violante (Czernin, 2017)

© Heribert Corn

Franz Schuh, geboren 1947 in Wien, ist ein österreichischer Philosoph, Schriftsteller und Literaturkritiker.
Franz Schuh schreibt seit mehr als zwei Jahrzehnten pointierte Essays, die oftmals zu Klassikern ihres Genres geworden sind. 1995 erschien sein Roman Der Stadtrat. Eine Idylle, 2006 der vielfach ausgezeichnete Prosaband Schwere Vorwürfe, schmutzige Wäsche.
Schuh erhielt u. a. den Preis der Leipziger Buchmesse (2006) und den Österreichischen Kunstpreis (2011).
Zuletzt erschienen Der Krückenkaktus (2011), Sämtliche Leidenschaften (2014) und Fortuna. Aus dem Magazindes Glücks (2017)

© Alicia J. Rose

Craig Thompson, geboren 1975 in Traverse City, USA, wuchs in einer fundamental-christlichen Familie auf. Mit seinem Comic Good-bye, Chunky Rice (dt. Mach's gut, Chunky Rice, 2012) gewann er 1999 den Harvey Award als Bestes Neues Talent. In den folgenden vier Jahren arbeitete er an der 600 Seiten starken Graphic Novel Blankets, die im Jahr 2004, mit drei der wichtigsten US-Comicpreise – Harvey-, Eisner- und Ignatz-Award – ausgezeichnet wurde. Auch die nächste Graphic Novel Habibi (2011), eine Parabel über das gemeinsame Erbe von Islam und Christentum, wurde von Leserschaft und Kritik hymnisch gefeiert. 2015 erschien Thompsons Sci-Fi-Comic Space Dumplings (dt. Weltraumkrümel), ein knallbuntes kosmisches Abenteuer, das sich – bereits 1999 entstanden – erstmals an eine Leserschaft jeden Alters wendet.

© Alberto Novelli

Jan Wagner, geboren 1971 in Hamburg, lebt in Berlin. Übersetzer englischsprachiger Lyrik, freier Literaturkritiker und bis 2003 Mitherausgeber der Loseblattsammlung Die Außenseite des Elements. Jan Wagner veröffentlichte bislang sieben Gedichtbände bei Hanser Berlin, zuletzt Selbstporträt mit Bienenschwarm (2016) sowie die Essaysammlung Der verschlossene Raum. Beiläufige Prosa (2017).
Sein Werk wurde mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht, u. a. mit dem Villa-Massimo-Stipendium (2011), dem Friedrich-Hölderlin-Preis (2011), dem Preis der Leipziger Buchmesse (2015) und zuletzt dem Georg-Büchner-Preis (2017).

© Sam Churchill

Jeanette Winterson, geboren 1959 in Manchester, wurde als Baby von Jack und Constance Winterson adoptiert. Die Adoptiveltern waren so genannte Pentecostals, Mitglieder der streng religiösen Pfingstbewegung, die Jeanette zur Missionarin bestimmten. Als sich diese jedoch im Alter von 16 Jahren in ein Mädchen verliebte, wurde sie des Hauses verwiesen. Daraufhin schlug sich Jeanette Winterson mit Gelegenheitsjobs durch, bis sie einen Studienplatz für englische Literatur am St Catherine's College in Oxford erhielt. Nach ihrem Umzug nach London schrieb die Autorin den autobiografisch geprägten Schlüsselroman Oranges are Not the Only Fruit (1985, dt. 1993). Es folgte eine beeindruckende literarische Karriere, die u. a. mit dem Withbread Book Award und dem John Llewellyn Rhys Prize honoriert wurde. 2006 wurde Jeanette Winterson zum Officer im Order of the British Empire (OBE) ernannt. Die Autorin lebt in London und den Cotswolds.
Werke zuletzt: The Stone Gods (2007, dt. 2011), Why Be Happy When You Could Be Normal? (2012, dt. 2013) Christmas Days: 12 Stories and 12 Feasts for 12 Days (2016, dt. 2017)